Ausgabe zur SMM 2018

16 Ausg.Nr. 13/2018 Offshore Dialogue T iefseebergbau und scho- nende Ressourcennut- zung in der Arktis: Wie kann die maritime Branche diese anspruchsvollen Herausforde- rungen meistern? Beim Offshore Dialogue auf der Weltleitmesse SMM in Hamburg bewerten Ex- perten am 6. September 2018 die Chancen und Risiken des Marktsegments. Die Tiefen der Ozeane sind eines der großen Rätsel unserer Erde. Unter dem Motto „Pushing the limits – new maritime technolo- gies for future needs“ diskutie- ren renommierte Experten beim Offshore Dialogue (OD), wie sich Tiefsee-Schätze und Ressourcen in der Arktis mit innovativer ma- ritimer Technologie schonend erschließen lassen. Die in Koope- ration mit der German Associati- on for Marine Technology (GMT) organisierte Konferenz findet am 6. September im Rahmen der ma- ritimen Weltleitmesse SMM statt. Kostbare Knollen Eine mögliche Rohstoffquelle der Zukunft liegt in 5.000 Meter Tiefe auf dem Meeresgrund: die Man- ganknolle. Die höchste Dichte an Knollen findet sich vor der West- küste Mexikos, im Peru-Becken und im Indischen Ozean. Außer Mangan enthalten die Klumpen auch Eisen, Kupfer, Kobalt und Nickel. Und der technologische Fortschritt lässt den Abbau der wertvollen Erze wirtschaftlich zu- nehmend attraktiver erscheinen. Wie weit Industrie und Forschung in Sachen Tiefseebergbau sind, berichtet Heiko Felderhoff von der Reederei Harren & Partner in seinem Vortrag „Deep-sea mining of massive sulfides – a completly new technical approach“. Als Mitglied der DeepSea Mining Alliance (DSMA) forciert das Schifffahrtsunternehmen die Ent- wicklung von Tiefseebergbau- Projekten weltweit. Das Ökosystem rund um die wert- vollen Metallklumpen gilt als sehr fragil: Ändert sich die Knollendich- te, wirkt sich das auch auf die Ar- tenvielfalt der Tiefsee aus – zumal die Ressource nicht regenerativ ist: „Die Knollen wachsen bloß wenige Millimeter bis Zentimeter pro Millionen Jahre", sagt Prof. Dr. Andrea Koschinsky von der Jacobs University Bremen, die in ihrem Vortrag „Challenging envi- ronmental aspects of responsible manganese nodules mining“ die ökologischen Hintergründe skiz- ziert. Aus Sicht des Praktikers erläutert. Joury Van Gijseghem, General Manager beim belgischen Meerestechnik-Spezialisten DEME Blue Energy, wie Komponenten beschaffen seinmüssen, um einen verantwortungsvollen Abbau der Manganknollen zu gewährleisten. In eisigen Gebieten Weltweit sind hochqualifizierte Wissenschaftler den Geheimnis- sen der Tiefsee auf der Spur. Ihr wichtigstesArbeitsgerätsindHigh- tech-Forschungsschiffe, die viel- fältige Funktionen erfüllen und extremsten Bedingungen stand- halten müssen. Die Investitions- summen für die Labore auf See sind enorm. Wie ein Schiff für die Polarforschung optimal geplant wird, erklärt Einar Vegsund, VP Design & Hydro bei Rolls Royce Marine. Das Unternehmen ist ein bedeutender Player in diesem Marktsegment: Zuletzt konzipier- te es den neuen norwegischen Eisbrecher „Kronprins Haakon“, der auch als Vorbild für das rund 200 Millionen Pfund teure briti- sche Forschungsschiff „Sir David Attenborough“ diente, das 2019 einsatzbereit sein soll. Ein wesentliches Kriterium für den Bau von Schiffen dieser Art ist die Stabilität des Rumpfes, da in ihren Fahrtgebieten meterdi- ckes Packeis an der Tagesordnung ist. Der Polar Code setzt hier seit Januar 2017 den internationalen Standard für Schiffe und Offshore- Strukturen. IMO-Sicherheitsex- pertin Sandra Allnut zeichnet in ihrem Vortrag dessen Entste- hungsprozess nach. Umweltfreundliche Antriebssyste- me stellt Teus van Beek, General Manager Market Innovation bei Wärtsilä, in seinem Vortrag vor. Der Motorenhersteller gilt als ei- ner der Vorreiter in Sachen Green Shipping. Die Finnen rüsten bei- spielsweise das deutsche For- schungs- und Vermessungsschiff „Atair“ aus, das 2020 in Dienst gestellt werden soll und als erstes bundeseigenes Schiff mit Flüssig- erdgas (LNG) angetrieben wird. Werften und Zulieferbetrieben, die an solch anspruchsvollen Schiffbauprojekten beteiligt sind, werden technologische Höchst- leistungen abverlangt. Nils Reimer von der Hamburger Schiffbau-Ver- suchsanstalt schildert, auf welche Details es beim Bau ankommt und welche Schiffstypen für Forschung und Ressourcenabbau in der Ark- tis geeignet sind. Nach Schätzungen des amerikani- schen „Geological Survey“ sollen unter dem Boden des Eismeeres 13 Prozent der bislang unentdeck- ten Ölvorkommen liegen – beim Gas sind es sogar 30 Prozent. Wie lassen sich diese Ressourcen so achtsam nutzen, dass die Umwelt möglichst wenig Schaden nimmt? Das ist das Thema von Anu Fred- rikson, Director Arctic Economic Council. Inwiefern der Klimawan- del die Bedingungen für die Schiff- fahrt insgesamt verändert, ana- lysiert Robert Tustin, Consultant Ship New Construction bei Lloyd’s Register. In jedem Fall müssten sich die Akteure frühzeitig auf neue Handelswege einstellen, so der Experte. Vielversprechender Nischenmarkt Tiefseebergbau und Nutzung arktischer Ressourcen: Beim OD bekommen die Besucher einen umfangreichen Überblick über das facettenreiche Thema und die wirtschaftlichen Chancen, die das Offshore Dialogue: Hightech für die Tiefe

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