6 Ausg. Nr._06/2024 Konjunktur In vielen Wirtschaftssektoren, von der Landwirtschaft über Therapie-Praxen bis hin zu Handwerksbetrieben, ist der Unmut über die wachsende Bürokratie deutlich spürbar. Diese Betriebe befinden sich in guter Gesellschaft, denn auch der Hauptgeschäftsführer des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau), Thilo Brodtmann, fordert eine Reduzierung der bürokratischen Lasten. Das aktuelle Bürokratieentlastungsgesetz IV, das mit einem Volumen von einer Milliarde Euro greift, bezeichnet er als „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“ und fordert umfassendere Maßnahmen. Die Ankündigung, das deutsche Lieferkettengesetz für zwei Jahre auszusetzen, begrüßt er „voll und ganz“. Die Anliegen und Forderungen werden auch in verschiedenen wirtschaftlichen Verbänden und Abteilungen des VDMA geteilt. Stefan Zecha, Vorsitzender des VDMA Präzisionswerkzeuge, hebt ebenfalls hervor, dass die von der Legislative auferlegten Pflichten erhebliche personelle, organisatorische und finanzielle Belastungen für den industriellen Mittelstand darstellen. Gemäß einer VDMA-Studie erreichten diese Belastungen im vergangenen Jahr das Niveau der Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Zudem kritisiert Zecha die im Vergleich hohen Steuern, wobei der BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie) die durchschnittliche nominelle Steuerlast in Deutschland für 2023 auf fast 30 Prozent beziffert. Auch auf europäischer Ebene werden bürokratische Belastungen stark kritisiert, wie Markus Horn, Vorsitzender der Fachabteilung Wendeschneidplatten des VDMA und Past President der European Cutting Tools Association (ECTA), betont. Er nennt besonders den EU Green Deal, die Corporate Social Responsibility Directive, die Corporate Sustainability Due Diligence Directive und den Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) als Kostentreiber, die die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Exportunternehmen beeinträchtigen und ein Risiko der Verlagerung von CO2Emissionen in Drittstaaten bergen. Marktentwicklungen und wirtschaftliche Perspektiven Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds konnte der Markt für Werkzeuge in Deutschland im letzten Jahr ein Wachstum von vier Prozent verzeichnen. Dies war teilweise auf die nach der Pandemie wieder funktionierenden Lieferketten und die erhöhte Inlandsproduktion in der Automobil- und Maschinenbauindustrie zurückzuführen. Das Exportgeschäft wuchs um zwei Prozent, wobei die Nachfrage in den einzelnen Teilbranchen und Zielländern unterschiedlich ausfiel. Während das Geschäft mit China schwächelte, nahm Amerika insgesamt mehr Zerspanwerkzeuge aus Europa ab, besonders die USA, Mexiko und Brasilien zeigten starke Nachfragezuwächse. Innovationsplattform AMB Die AMB, als international führender Marktplatz, bietet Unternehmen vom 10. bis 14. September die Möglichkeit, neue Techniken und Innovationen vorzustellen und das Geschäft anzukurbeln. Neben Werkzeugen und Spannmitteln werden auch alle weiteren Aspekte der Metallbearbeitung präsentiert, darunter Werkzeugmaschinen, Fertigungsanlagen, Steuerungen, Antriebe, Automatisierungslösungen sowie Mess- und Prüftechnik. Ein besonderes Highlight ist die Sonderschau der Initiative umati (universal machine technology interface), die offene Schnittstellenstandards für den Maschinenbau auf Basis von OPC UA zeigt. Appelle an die Politik Stefan Zecha richtet klare Forderungen an die Politik: Offene Märkte, neue Freihandelsabkommen und der Abbau von Handelshemmnissen sind erforderlich. Zudem sollten der Ausbau von Wind- und Solarenergie, der Bau notwendiger Übertragungsnetze und H2-ready Gaskraftwerke sowie die Reduzierung von Stromsteuern und Netzentgelten priorisiert werden, um den Klimawandel zu bekämpfen und die Industrie in Deutschland zu sichern. Ein Appell bleibt unverändert zentral: „Und sorgen Sie für einen schnellen Bürokratieabbau!“ Text: Messe Medien 24 GmbH Voßstr. 12 30161 Hannover BIld: Landesmesse Stuttgart Pendeldiplomatie in Sachen Konjunktur
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