Ausgabe zur FAKUMA 2018

12 Ausg.Nr._21/2018 Analyse Neue Analysenmethoden zur Schadstoffidentifizierung •Schadstoffbelastung in Schwimmhilfen und Wasserspielzeug – wie viel steckt wirklich drin S tark riechende Kinder- produkte tauchen im ste- tig wachsenden Spiel- warensektor immer wieder auf. Welche Substanzen für diese teilweise massiven sensorischen Störeffekte verantwortlich sind, ist in der Regel allerdings nicht bekannt. Um diese aufzuklären, wurden am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Ver- packung IVV neue Analysenme- thoden basierend auf Techniken aus der Aromaforschung von Lebensmitteln entwickelt und verschiedene Spielwaren unter- sucht. Das Projekt wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucher- schutz gefördert. Die Fraunhofer-Wissenschaftler Prof. Andrea Büttner und Chris- toph Wiedmer konnten bereits in einer im Frühjahr 2017 veröffent- lichten Studie zeigen, dass der typische Geruch von aufblasba- ren Schwimmhilfen und Wasser- spielzeug auf darin enthaltene Lösungsmittelreste zurückzufüh- ren ist. Die Produkte wurden dazu geruchsanalytisch u. a. mittels Gaschromatographie-Olfakto- metrie/Massenspektrometrie in Kombination mit humansensori- schen Analysen untersucht. So konnte ein besseres Verständnis der molekularen Ursachen der Probengerüche erarbeitet und gezeigt werden, welche Substan- zen dafür verantwortlich sind. In vielen der untersuchten Produk- te konnten Lösungsmittelreste, wie Cyclohexanon, Isophoron oder Phenol nachgewiesen und gezeigt werden, dass der Geruch dieser Substanzen dem der ent- sprechenden Produkte ähnelt. Cyclohexanon gilt als reizend beim Einatmen, Isophoron ist als potenziell krebserregend ein- gestuft und Phenol ist giftig und steht im Verdacht erbgutverän- dernd zu sein. Teilweise stark erhöhte Lösungsmittelgehalte in Schwimmhilfen In einer nun veröffentlichten Folgestudie gingen die Wissen- schaftler deshalb der Frage nach, wie hoch die entsprechenden Produkte mit diesen Schadstof- fen belastet sind. Die Gehalte der Lösungsmittel Cyclohexanon, Isophoron und Phenol wurden dafür in 20 aufblasbaren Wasser- spielzeugen und Schwimmhilfen bestimmt und der Geruch der Pro- ben durch ein geschultes Panel bewertet. Auffällig in dieser Stu- die war, dass besonders die stark belasteten Proben den typischen Schwimmflügel-Geruch aufwie- sen, was die früheren Ergebnis- se bestätigt. Gleichzeitig konnte eine teilweise massive Belastung der Produkte nachgewiesen wer- den: So wurden in der aktuellen Studie relevante Mengen an Cyc- lohexanon in neun Proben nach- gewiesen, und zwar bis zu 7,1 g/ kg. Größere Mengen Isophoron wurden in acht Proben gefunden, wovon zwei Proben mit Gehalten von 5,02 und 5,25 g/kg besonders auffielen. Erhöhte Phenolgehalte wurden in 14 Proben nachgewie- sen, die am stärksten belastete Probe enthielt 281 mg/kg. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass die Probe, die mit am stärksten mit Restlösemitteln belastet war, als »schadstoffge- prüft« zertifiziert war. In einigen Proben waren allerdings trotz Fehlgeruch keine Rückstände der untersuchten Lösungsmittel oder nur Spuren nachweisbar. Dies war besonders bei Produk- ten der Fall, deren Geruch nicht dem typischen »Schwimmflügel- Geruch« entsprach und durch das Sensorikpanel stattdessen mit Attributen wie »kleberartig« oder »süßlich/fruchtig« beschrieben wurde. Die Wissenschaftler ge- ben allerdings zu bedenken, dass auch geruchslose Schadstoffe eine Gefahr darstellen können. Geruchsneutrale Produkte seien also nicht per se als harmlos ein- zustufen. Gezielt aufklären mit neuen Analysenmethoden »Unsere Forschungsergebnisse legen die Basis für neue Analy- senmethoden, mit denen man die Ursachen für Fehlgerüche in Kunststoffprodukten gezielt auf- klären kann«, erläutert Christoph Wiedmer, der in der Abteilung Ana- lytische Sensorikdie Studie leitete. »Gleichzeitig sind aber noch viele Fragen offen, die in weiteren Studi- en geklärt werden müssen. Dabei sollte insbesondere die Exposition von Konsumenten, aber auch von Personen im Herstellungsprozess, sowie in Vertrieb und Handel Ge- genstand der Untersuchungen sein«. Untersuchungen zu wei- teren Störgerüchen in anderen Produktgruppen des täglichen Ge- brauchs laufen derzeit weiter.  Text & Bild: Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV Giggenhauser Str. 35 D-85354 Freising Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IVV erforschen die Ursachen von Fehlgerüchen bei Spielzeug und Kinderprodukten. © Fraunhofer IVV

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