Ausgabe zur BAU 2019
15 Ausg.Nr._01/2019 Trocknungssystem Diffusionsoffenes Trocknungssystem für Wände Wasserschäden energieeffizient beheben M ehr als eine Million Schäden werden in Deutschland jährlich wegen maroder Wasserleitun- gen gemeldet. Infrarot-Heizplat- ten und Folienzelte, die Wasser- schäden an Wänden beheben, benötigen große Energiemen- gen. Ein neues elektrisches, diffusionsoffenes und flexibles Trocknungssystem, von Fraun- hofer-Forschern entwickelt, reduziert die Feuchtigkeit in Bauteilen energieeffizient und gleichmäßig. Der Prototyp des Trocknungsmoduls wird vom 14. bis 19. Januar auf der Messe BAU 2019 in München gezeigt. Platzende Rohre, leckende Ar- maturen, auslaufende Heizboi- ler – alle 30 Sekunden wird nach Angaben des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirt- schaft GDV hierzulande ein Lei- tungswasserschaden gemeldet. Gebäudeversicherern entstehen jährlich Kosten von 2,3 Milliar- den Euro. Wände und Fußböden müssen nach Leitungsbrüchen professionell getrocknet werden, Heizen und Lüften reicht in der Regel nicht aus. Wasserschäden in durchnässten Wänden werden bislang mit Standard-Infrarot- Heizplatten (IR-Heizplatten) und Folienzelten in Kombination mit Adsorptionstrocknern behoben, die sehr viel Energie benötigen. Zudem ist die Trocknung oft un- gleichmäßig und in Zimmerecken nur schwer zu erreichen. Mit dem EDF-Trocknungssystem (EDF = Energieeffizient, Diffusionsoffen, Flexibel) haben Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Ins- tituts für Bauphysik IBP in Stutt- gart eine Alternative entwickelt, die energieeffizient, diffusionsof- fen und flexibel ist. Labortests bei gleichen Bedingungen an durch- nässten Hochlochziegelwänden haben ergeben, dass die Energie- einsparung gegenüber IR-Heiz- platten bei gleicher Trocknungs- zeit mehr als 80 Prozent beträgt. Trocknung direkt am Bauteil Der Trick: Das 100x50 Zentime- ter große System, das aus einem brandsicheren, diffusionsoffenen Dämmmaterial und einer elektri- schen Heizung besteht, wird di- rekt auf die nasse Innenwand auf- gebracht. Dies funktioniert auch auf gekrümmten Oberflächen be- ziehungsweise runden Wänden. Ein Sensor regelt die Temperatur der Heizung. Wird diese erhöht, setzt die Trocknung ein. Die dif- fusionsoffene Dämmung auf der Rückseite des zum Patent ange- meldeten EDF-Trocknungsmoduls minimiert die Wärmeverluste und lässt gleichzeitig die Feuchte un- gehindert durch. »Unser System ist besonders effizient, da die Wärme direkt an die Wand abge- geben wird, während IR-Paneele im Abstand zur Wand aufgestellt sind und somit zum Großteil den Raum beheizen. Ein weiterer Unterschied: Die Trocknung mit unserem EDF-Modul ist tempera- turgeregelt«, erläutert Dipl.-Ing. Andreas Zegowitz, Wissenschaft- ler am Fraunhofer IBP. »Um eine Hochlochziegelwand mit einer Dicke von 11,5 Zentimetern zu trocknen, haben wir im Prüfstand 12 bis 14 Tage benötigt. Üblicher- weise fallen hierfür zwei bis drei Wochen an«. Ein weiterer Vorteil des leicht zu installierenden EDF-Systems: Die Trocknung erfolgt gleichmä- ßig und geräuschlos. Aufgrund des geringen Gewichts lässt es sich problemlos transportieren. Mit der Simulationssoftware WUFI ® vom Fraunhofer IBP ist das Forscher-Team in der Lage, Trocknungsvorgänge zu berech- nen, die Trocknungsdauer und die dafür erforderliche Energie zu prognostizieren und so die Entwicklungskosten zu senken. Mithilfe des Tools optimieren Zegowitz und seine Kolleginnen und Kollegen den Prototyp. Im nächsten Schritt sind Praxis- tests in Gebäuden mit realen Wasserschäden geplant: Ende September bis Ende Dezember 2018 fanden die Feldversuche statt. Der Marktstart des EDF- Moduls ist für Sommer 2019 vor- gesehen. Vom 14. bis 19. Januar wird der Prototyp des EDF-Trocknungs- systems erstmals auf der Messe BAU in München am Fraunhofer- Gemeinschaftsstand in Halle C2, Stand 528 präsentiert. Text & Bild: Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. Hansastraße 27 c D-80686 München Die diffusionsoffene Dämmung auf der Rückseite des Trocknungs- moduls lässt die Feuchte ungehin- dert durch. © Fraunhofer IBP Das EDF-Trockensystem wird direkt auf die nasse Innenwand aufgebracht. © Fraunhofer IBP
RkJQdWJsaXNoZXIy NzYxOTg=