Ausgabe zur BAU 2019
20 Ausg.Nr._01/2019 Produktvielfalt Taktgeber: die Leitthemen der BAU 2019 S ie geben den Takt vor und bringen Ordnung in die Produktvielfalt: die vier Leitthemen der BAU 2019. Viele Aussteller werden ihre Präsentationen danach ausrichten und entsprechende Lösungen anbieten. In den Mes- seforen werden die Leitthemen unter verschiedenen Aspekten erörtert und diskutiert. Und in den Sonderschauen werden sie anhand von Produkt- und Pro- jektbeispielen veranschaulicht. Hier eine Übersicht: Digital: Prozesse + Architektur Als vor gut 20 Jahren das Inter- net in der breiten Masse populär wurde, veränderte sich mit der E-Mail auch die Kommunikation grundlegend. Den Startschuss für das mobile und damit allge- genwärtige World Wide Web gab das erste iPhone rund 10 Jahre später, im Januar 2007. Seither dringt die digitale Welt immer weiter ins Leben vor. Mehr noch: Die Grenze zwischen der digitalen bzw. virtuellen und der analogen bzw. realen Welt weicht immer mehr auf. Und im Bauwesen? Dort kommt die Digitalisierung seit einigen Jahren erst richtig in Fahrt. Mit digitalen Planungs- instrumenten, sprich: CAD ar- beiten die Büros zwar schon seit Mitte der 1990er-Jahre, meist jedoch zweidimensional, quasi als Ersatz für den Tuschestift mit Zeichenplatte. Mit den jüngsten Entwicklungen im IT-Bereich und vor allem mit BIM (Building Infor- mation Modeling) aber verändert sich das Planen enorm. Heute ist es Standard, dass internationale Planungsteams gemeinsam und zeitgleich an denselben Daten arbeiten. Das vereinfacht den Austausch und die Arbeit erheb- lich und trägt zu einer besseren Qualität der Planung bei. Gewiss: Die architektonische Idee und der Entwurf entspringen nach wie vor der Kreativität des Architekten,Innenarchitektenund Gestalters. Sie sind jene, die all die Parameter wie Raum, Form und Material, aber auch Gesell- schaft, Historie und nicht zuletzt die Bedürfnisse des Bauherrn und der Nutzer in einem Entwurf subsumieren. Doch auch hier gibt es bereits Ansätze eines „gene- rativen Designs“, bei denen der Entwurf von Logarithmen erledigt wird, je nach Material und Sys- tematik. Die handfeste Werkpla- nung dann wird digital erledigt und kommt gewerkeübergreifend zum Einsatz. Auch wenn die An- schaffung spezieller BIM-Werk- zeuge und die Planung in BIM zu- nächst einen gewissen Aufwand bedeuten, amortisiert sich dieser im Verlauf eines Projekts schnell. Bei Großprojekten ist diese Art der Planung sogar bereits gang und gäbe. Zukünftig werden die digitalen Planungswerkzeuge auch bei kleineren Projekten und Altbau-Sanierungen angewendet und somit weltweit gültiger Stan- dard sein. Auf diese Entwicklung muss sich auch das ausführende Handwerk einstellen, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Künftig wird es möglich sein, eine Planung teilweise direkt in die 3D-Produk- tion zu übersetzen. Im Ingenieur- wesen bei Bauteilen aus Stahl oder Holz ist dies bereits Realität. Aber auch in anderen Bereichen wird man Maschinen mit 3D- Daten füttern können. Das wird nicht nur Zeit und Geld sparen, sondern auch die Effektivität am Bau nachhaltig beeinflussen. Die Arbeit des Handwerkers ändert sich damit zwar, sein Know-how wird dabei immer gefragt sein. Vernetzt: Wohnen + Arbeiten Die Arbeitswelt befindet sich derzeit in einem bemerkenswer- ten Umbruch. Für viele liegt der Fokus nicht mehr nur auf der Ent- lohnung, sondern auch auf der Flexibilisierung der Arbeitszeit und der besseren Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit. Neu ist dieser Ansatz nicht, neu aber sind die Umstände: Durch die Digitalisierung verschmilzt die Arbeitswelt immer mehr mit dem Privatleben der Mitarbeiter. Am Abend schnell noch einmal die E-Mails kontrollieren oder am freien Tag die Frage eines wich- tigen Kunden beantworten – für viele ist das zur Normalität gewor- den. Auf der anderen Seite funkti- oniert das Leben heute nicht mehr nach klaren Mustern. Individuelle Lebenskonzepte und freie Entfal- tung der eigenen Ideen sind für Mitarbeiter zunehmend wichtige Faktoren. Beides passt im Grunde gut zusammen, womit sich eher die strukturelle Frage stellt. Oft ist es nicht mehr nötig, von 8 bis 17 Uhr im Büro anwesend zu sein. Viele Arbeiten lassen sich (dank mobiler Datenverarbeitung) auch im Home Office oder sogar im Café um die Ecke erledigen. Die Betreuung von Kindern oder die Pflege von Familienmitgliedern lassen sich so mit der Arbeit ele- ganter und vor allem intelligenter vereinbaren. Feste oder gleitende Arbeitszeiten, erfunden für eine analoge Welt, können mitunter getrost durch flexible Modelle ersetzt werden. All das verändert natürlich auch das Bauen bis hin zur ganz kon- kreten Gestaltung von Büroland- schaften. Für die Mitarbeiter müssen keine festen Arbeitsplät- ze mehr bereitgehalten werden. Je nach Gusto können jetzt unter- schiedliche Bürosituationen zur Verfügung stehen. Jeder sucht sich dann am Morgen einfach einen Arbeitsplatz für den Tag aus. Das spart mitunter bis zu 20 % der Bürofläche. Die Daten holt man sich bequem aus der Cloud. Noch größer sind die Auswirkun- gen auf die Wohnungsplanung. Grundrisse sollten intelligent gestaltet sein, sodass sie flexi- bel angepasst werden können. Home Office, Mehrgeneratio- nenwohnen, Verdichtung, Erwei- terung und Umfunktionierung müssen mit wenigen Umbauten
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