Ausgabe zurTRANSPORT LOGISTIC 2019

Ausg.Nr._11/2019 25 City-Logistik gutsendungen emissionsfrei zu- gestellt. Schon heute steht fest, dass Dachser sein Lieferkonzept auch auf andere Städte ausweiten wird. „Dafür haben wir eine Tool- box mit Maßnahmen entwickelt, aus der sich unsere Niederlassun- gen bedienen können“, erklärt Stefan Hohm, der bei Dachser die Corporate Unit Corporate So- lutions, Research & Development verantwortet. In der City Distribu- tion Toolbox werden zum Beispiel Tipps gegeben, wie man mit Kom- munen kooperiert und welche emissionsfreien Lieferkonzepte zur Verfügung stehen. „Es kann keinen einheitlichen Masterplan für alle europäischen Städte geben, denn jede Kommune hat ihre eigenen topografischen, politischen und rechtlichen Rah- menbedingungen“, betont Hohm. Geräuscharm und unterirdisch Ebenfalls unter den Preisträgern war das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML. Dessen Vorschlag: Die Tages- rand- und Nachtzeiten besser zu nutzen, um die Innenstädte zu entlasten. Das Logistikkonzept GeNaLog (Geräuscharme Nacht- logistik) setzt auf Elektro-LKW, geräuschoptimierte Fahrzeugbö- den und Ladehilfsmittel sowie auf speziell geschulte Fahrer. Ein fünfwöchiger Praxistest der REWE Group in Köln verlief sehr positiv: „Die Testphase mit dem E-Lkw und den geräuscharmen Tech- nologien verlief ohne größere Schwierigkeiten. Anwohner wa- ren von der geräuscharmen Tech- nik begeistert und haben sich zu keiner Zeit über Ruhestörungen beschwert“, berichtet Daniela Kirsch, wissenschaftliche Mitar- beiterin beim Fraunhofer IML. Ebenfalls an das Fraunhofer IML ging der Sonderpreis für einen visionären Ansatz für den unter- irdischen Transport über Rohr- leitungen. Der „Smart City Loop“ befördert die Güter auf Lastenträ- gern von City-Hubs am Stadtrand zu Mikrodepots in der Innenstadt. Das System kann auch umgekehrt genutzt werden, um zum Beispiel Leergut und Retouren zum Stadt- rand zu liefern. Das erinnert sehr an die Hyper- loop-Pläne im Hafen Hamburg. Die Hanseaten wollen bis 2021 für rund sieben Millionen Euro eine 100 Meter lange Teststrecke zwischen dem Containerterminal Altenwerder und einer Überga- bestation bauen. In dem Tunnel bewegt sich dann eine selbstfah- rende 25 Tonnen schwere Kapsel, in der die eintreffenden Seecon- tainer mit hoher Geschwindig- keit von der Kai-Kante abtrans- portiert werden. Autonom und durch die Luft Visionär sind auch die Denkansät- ze der Universität Duisburg-Essen. Der Verkehrsphysiker Professor Dr. Michael Schreckenberg will für die urbane Logistik die dritte Dimension erschließen. Er forscht intensiv an der Nutzung von Lie- ferdrohnen und verweist auf den von Daimler entwickelten Vision Van. Dieser hat einen voll auto- matisierten Laderaum und inte- grierte Drohnen zur autonomen Luftzustellung. Ebenso praxisnah sei bereits der Volocopter, ein au- tonom fliegendes Luft-Taxi, oder das Seilbahnsystem der bolivia- nischen Stadt La Paz, das als das größte urbane Seilbahnnetz der Welt gilt. „Für die Stadtbelieferung durch die Luft sind allerdings noch viele rechtliche Fragen zu klären“, räumt Schreckenberg ein. Fazit: Für die Herausforderungen der urbanen Logistik gibt es eine Reihe von Lösungsansätzen, die sich zum Teil schon in der Pra- xis bewährt haben. Den für alle Städte und Regionen passenden Masterplan wird es jedoch nicht geben. So bleibt es spannend, mit welchen Maßnahmen die ein- zelnen Kommunen und Logistik- dienstleister auf die wachsenden Ansprüche an Mobilität, Lieferbe- reitschaft, Klima- und Emissions- schutz reagieren werden. Auf der transport logistic 2019 werden vie- le Lösungen zu sehen sein, zudem spielt die City-Logistik eine wichti- ge Rolle im Konferenzprogramm.  Text & Bild: Messe München GmbH Messegelände D-81823 München • Druck auf urbane Logistik steigt „Jede Kommune hat ihre eigenen topografischen, politischen und rechtlichen Rahmenbe- dingungen“. Stefan Hohm, Corporate Unit Corporate Solu- tions, Research & Development, Dachser. „Dachser Emission-Free Delivery“ kombiniert leichte und mittel- schwere Elektro-LKW mit einem Gesamtgewicht von bis zu 18 Tonnen mit Lastenrädern und Mikrohubs.

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