Ausgabe zur A+A 2019

Ausg.Nr._18/2019 33 Corporate Health Er spricht davon, dass der Sit- zungsraum zum „Stehungsraum“ umgewidmet werden kann - mit einem Stehtisch, an dem die Gespräche nicht nur gesünder, sondern auch kürzer und effizien- ter geführt werden. Aber es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, die Arbeitsorganisation und die Verhältnisse am Arbeitsplatz zu gestalten: „Gesunde Führung in der digitalen Arbeitswelt verlangt zum Beispiel, dass Werte vermit- telt werden, die es den Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern er- möglichen, Sinn in ihrer Tätigkeit innerhalb einer globalisierten Arbeitswelt zu sehen.“ Dies trifft insbesondere für eine hochgradig vernetzte Arbeitswelt zu, in der Projektarbeit einen neuen Stel- lenwert gewinnt. Damit solche Ziele durch ein Betriebliches Ge- sundheitsmanagement erreicht werden können, sollten nach An- sicht der Akteure der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) bestimmte Qualitätskri- terien bei der Beratung gelten: Voraussetzungen, Rahmenbedin- gungen und Vorgehensweisen müssen in Abstimmung mit dem Arbeitsschutz umrissen werden. Um die Qualität von „Corporate Health“ wird es bei der A+A 2019 am Stand der DGUV in Halle 10 gehen, an dem sich auch die Be- rufsgenossenschaften und Un- fallkassen vorstellen. In Halle 10 stellt auch die B A D Gesundheits- vorsorge und Sicherheitstechnik GmbH ihr großes Angebot für Kleinst- und Kleinbetriebe vor. So genannte Gesundheitsmana- ger können dafür zuständig sein, Corporate Health bzw. BGM im Firmenalltag zu organisieren und zu begleiten. Für die Ausbildung von BGM-Fachkräften und -Ma- nagern hat der BGM mehrstufige Ausbildungskriterien entwickelt und ein Curriculum definiert. Die geschulten Experten können als Dienstleister in der Beratung, als interne Gesundheitsmanager, aber auch als weitergebildete Mitarbeiter von Krankenkassen für eine gute Qualität des BGM sorgen. Dass schon kleine Veränderun- gen, die nicht viel kosten, viel zugunsten der Fitness im Ar- beitsalltag bewirken können, diese Erfahrung hat Dorothée Remmler-Bellen gemacht. Sie ist Studienleiterin und Dozentin sowie Mitglied im Dachverband Freie Gesundheitsberufe, der auf der A+A 2019 unter anderem Übungen für die Praxis im Betrieb vorstellen wird. „Es reicht schon, sich darüber bewusst zu werden, wann man eine kleine Pause braucht und sich etwas Gutes tun sollte. Dann macht man vielleicht Qi Gong oder eine Entspannungs- übung. Möglich sind auch Acht- samkeits- und Genussübungen, bei denen zum Beispiel ein Stück Schokolade mit hohem Kakaoan- teil im Mund zergeht, während fünf Minuten lang über den Ka- kaoanbau meditiert wird“, erklärt die Expertin, die mit solchen Beispielen kleinen Betrieben die Sorge nimmt, dass „Corporate Health“ automatisch mit viel Auf- wand, Zeit und Geld verbunden ist. „Wichtig ist es, alle Beteiligten einzubeziehen, Prozesse anzu- stoßen, diese zu begleiten und sich dann langsam aus dem lau- fenden Betrieb herauszuziehen“, sagt Remmler-Bellen und erzählt von den Hamburger Müllwerkern, die oft krank waren und unter Rü- ckenschmerzen litten: „Das bes- serte sich erst, als die Teams sel- ber darüber entscheiden durften, wer welche Aufgabe übernimmt. Die Menschen bekamen das Ge- fühl, gebraucht und gehört zu werden, statt nur Erfüllungsgehil- fen zu sein.“ So habe sich deut- lich gezeigt, dass auch seelische Belastungen zu den Ursachen für Rückenschmerzen zählen kön- nen. Um die richtige Lösung für die Probleme eines jeweiligen Be- triebes zu finden, sind laut Doro- thee Remmler-Bellen manchmal nur zwei bis drei Sitzungen not- wendig – manche Prozesse laufen aber auch über ein Jahr hinweg. Es braucht zuweilen Zeit, bis sich die Belegschaft daran gewöhnt hat, lieber Lachs unter der Kür- bishaube oder einen leckeren Lin- seneintopf statt der Currywurst mit Pommes frites zu essen. Das weiß Susanne Leitzen, die bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) im Referat Gemeinschaftsverpflegung und Qualitätssicherung das Ange- bot »JOB&FIT - Mit Genuss zum Erfolg!" betreut. »JOB&FIT« (jo- bundfit.de) ist Teil der Initiative IN FORM für gesunde Ernährung und mehr Bewegung (in-form.de) - die DGE hat in diesem Rahmen den »DGE-Qualitätsstandards für die Betriebsverpflegung« entwi- ckelt, der auch auf der A+A 2019 vorgestellt wird. Viele Betriebe richten sich bereits danach; etwa 240 davon haben sich für ihr ge- sundheitsförderndes Angebot im Betriebsrestaurant zertifizieren lassen. Nicht zuletzt empfiehlt die DGE, das Speisenangebot zielgrup- penspezifisch auszurichten und für weitere Informationen zum Thema Essen mit regionalen Lie- feranten und Ernährungsbera- tern zusammenzuarbeiten. Denn schließlich mag der Hamburger meist ganz andere Gerichte als der Münchner. Vorsicht ist geboten, wenn je- mand meint, dass zu einem guten Essen immer Alkohol gehört: Das Rausch- und Suchtmittel spielt eine große Rolle in der Arbeit der Deutschen Hauptstelle für Sucht- fragen (DHS), die bei der diesjäh- rigen A+A zum ersten Mal dabei ist. Dr. Peter Raiser, Referent für Grundsatzfragen bei der DHS: „Wir starten regelmäßig Aktions- wochen, um darauf aufmerksam zu machen, dass Arbeiten und Alkohol nicht zusammenpassen.“ Christina Rummel, stellvertreten- de Geschäftsführerin, ergänzt: „Alkohol spielt bei jedem fünften Arbeits- und Wegeunfall eine Rol- le und mit zunehmendem Konsum fehlen Beschäftigte auch häufiger am Arbeitsplatz.“  Text & Bild: Messe Düsseldorf GmbH Messeplatz Stockumer Kirchstraße 61 D-40474 Düsseldorf

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