IAA Nutzfahrzeuge 2018: Mattes: Wir gestalten Mobilität neu

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24.10.2018

Mattes: Wir gestalten Mobilität neu

VDA-Präsident auf dem IfA-Branchengipfel in Nürtingen: Weltweites Bedürfnis nach Mobilität wächst – deutsche Automobilindustrie hochinnovativ bei Digitalisierung und Vernetzung – Technologieoffenheit bei Antrieben nötig

 

„Das weltweite Bedürfnis nach Mobilität steigt kontinuierlich. Die Weltbevölkerung wächst. Für die prägenden Megatrends – den demografischen Wandel und die Urbanisierung – bietet kein Verkehrsmittel passgenauere Lösungen als das Automobil“, erklärte Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), im Rahmen des Branchengipfels des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA) am 18. Oktober 2018 in Nürtingen.

Mattes unterstrich, dass die Automobilbranche hochinnovativ sei. So stehe sie für 40 Prozent aller Patentanmeldungen aus Deutschland. Doch gleichzeitig betonte der VDA-Präsident: „Es gibt keine Garantien für den Erfolg von morgen. Denn das künftige Wachstum bringt strukturelle Veränderungen mit sich, wie wir sie in der gesamten automobilen Geschichte noch nicht erlebt haben. Die Verschiebungen erfolgen regional, wirtschaftlich und technologisch.“ Der Trend gehe vom Besitz hin zur reinen Nutzung. Exemplarisch stünden dafür neue Mobilitätsdienstleistungen von Herstellern, Zulieferern und Startups, wie Car-Sharing und On-Demand-Fahrdienste.

Die Innovationskraft der Branche zeige sich auch im Bereich des vernetzten und automatisierten Fahrens, wie der VDA-Präsident darlegte. So investierten die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie in den kommenden drei bis vier Jahren 16 bis 18 Milliarden Euro in dieses Zukunftsfeld. Ziel sei es, den Straßenverkehr noch sicherer, effizienter und komfortabler zu gestalten.

Die größten finanziellen Anstrengungen jedoch widme die Automobilindustrie emissionsarmen Antriebsformen: „Allein in die Elektromobilität wird die deutsche Automobilindustrie bis zum Jahr 2020 insgesamt 40 Milliarden Euro investieren.“ Dabei sei die Antriebswende nicht nur für die Fahrzeughersteller, sondern auch für die Zulieferbetriebe eine enorme Herausforderung: „Es gilt, Produkte und Prozesse auf den Wandel vorzubereiten. Die eigenen Kompetenzen müssen stetig erweitert werden“, sagte Mattes.

Bei der Elektromobilität mangele es noch an den richtigen Rahmenbedingungen, mahnte er: „Akuter Handlungsbedarf besteht beim Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur. Das illustriert ein internationaler Vergleich: 0,22 Ladepunkte pro 1.000 Einwohner in Berlin zu 2,1 in Oslo oder 2,5 in Amsterdam.“ Um die Installation privater Ladepunkte zu erleichtern, bedürfe es Anpassungen im Miet- und Wohneigentumsrecht, fuhr der VDA-Präsident fort. Doch auch in der europaweiten Betrachtung müsse noch viel erreicht werden. So stünden 76 Prozent aller Ladepunkte in der EU in nur vier Ländern.

Neben alternativen Antrieben setze die deutsche Automobilindustrie aber auch auf die weitere Optimierung des Verbrennungsmotors, erklärte Mattes. Hier gelte es, verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen und die Integrität der Branche auf allen Ebenen sicherzustellen. Der VDA-Präsident unterstrich, dass dabei die Maßnahmen des Nationalen Forum Diesel – Software-Updates für Diesel-Pkw, Umstiegsprämien und die Beteiligung am Fonds „Saubere Luft“ – sowie das breit angelegte Erneuerungsprogramm „Alt gegen Neu“ beziehungsweise „Alt gegen junge Gebrauchte“ einen wichtigen Beitrag leisteten.

Auch seien laut dem Umweltbundesamt die verkehrsbedingten Stickoxidemissionen im Zeitraum von 1990 bis 2015 trotz gestiegener Verkehrsleistung um 70 Prozent gesunken. Simulationen zeigen, dass bis 2020 mit Ausnahme von fünf bis sechs Hotspots an sämtlichen Messstellen die Grenzwerte eingehalten werden: „Auch deshalb sind flächendeckende Fahrverbote keine treffsichere Lösung.“

Technologieoffenheit sei der richtige Ansatz, auch bei der CO2-Regulierung für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Mattes dazu: „Natürlich ist es richtig, dass Europa ambitionierte Klimaziele verfolgt. Zugleich dürfen wir uns nicht weiter von dem entfernen, was technologisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll ist. Andernfalls entstehen erhebliche Risiken – für die Betriebe und die Arbeitnehmer.“ Für erfolgreichen Klimaschutz sei es notwendig, die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Hierfür sei eine gemeinsame Kraftanstrengung von Industrie und Politik notwendig.

Bild & Text: iaa.de