11.12.2018
„Ob autonome Fahrzeuge oder intelligente Sensoren: Nichts davon wäre ohne Photonik umsetzbar“
Nach dem Aussteller- und Besucherrekord von 2017 stellt Katja Stolle, Projektleiterin der LASER World of PHOTONICS, für 2019 weiteren Zuwachs in Aussicht. Parallel zur Messe erwartet die Besucher vom 24. bis 27. Juni 2019 ein zukunftsweisender Kongress mit sieben Einzelkonferenzen und über 5.000 Experten aus aller Welt. Kurz: ein Event der Superlative, das tiefe Einblicke in die Zukunft der Photonik geben wird.
Frau Stolle, die Vorbereitungen für die Messe und den Congress laufen auf Hochtouren. Was ist der aktuelle Stand?
Katja Stolle: Wir erwarten mehr als 1.300 Aussteller aus rund 45 Ländern – und somit neue Maßstäbe. Gerade der Bereich Imaging und Sensorik wächst stark. Hier macht es sich unter anderem bemerkbar, dass wir neben der SPIE Konferenz „Optical Metrology“ die neue OSA Konferenz „Imaging and Applied Optics“ ins Programm des World of Photonics Congress genommen haben. Damit finden 2019 erstmals sieben Einzelkonferenzen statt.
Als Weltleitmesse der Photonik bildet die LASER World of PHOTONICS das Branchengeschehen ab. Welche Themen stehen aktuell im Fokus?
Stolle: Imaging und Sensorik sind Wegbereiter qualitätsgesicherter, hochgradig automatisierter Produktionsprozesse in der Industrie 4.0 – und als solche branchenübergreifend gefragt. Starke Impulse beobachten wir aktuell aus der Automobilindustrie mit der Elektromobilität und dem Autonomen Fahren. Hier bereiten optische Technologien den Weg. Autonome Fahrzeuge benötigen Kamera-, LIDAR- und Radarsysteme, viele fahrzeuginterne Sensoren sowie Datenverarbeitungs- und Kommunikationssysteme. Nichts davon ist ohne Photonik umsetzbar. Auch in der Fertigung von Hochvoltbatterien, Elektromotoren oder im Leichtbau für Elektrofahrzeuge gelten Laser als Enabler.
Photonik als Enabler? Das passt auch als Stichwort für die Life-Sciences…
Stolle: In der Tat. Biophotonik gewährt heute Einblicke in lebende Zellen und erlaubt immer präzisere medizinische Diagnosen. Sie ist auch der Schlüssel dafür, dass eine Gesamtgenom-Sequenzierung nur noch wenige Stunden dauert. Die LASER World of PHOTONICS 2019 bringt Key-Player aus Analytik, Diagnostik und biotechnologischer Forschung zusammen. Viele unserer Aussteller entwickeln optische Systeme und Komponenten nicht nur für einen Anwendungsbereich, sondern sie sind auch in der Luft- und Raumfahrtindustrie aktiv, treiben Fortschritte im Halbleiter- und Elektronikbereich voran oder tragen mit neuen Bildgebungsverfahren zur Qualitätssicherung der Lebensmittelindustrie bei. Die Vielfalt ist schon heute faszinierend! Und es kommen immer neue Anwendungsfelder hinzu. Diese Dynamik trägt natürlich auch dazu bei, dass es in der Branche viele Gründer bzw. Start-Ups gibt.
Bieten Sie spezifische Angebote für Photonik-Start-Ups?
Stolle: Dank der Wachstumsdynamik bietet die Photonik ein sehr gutes Umfeld für Gründer. Der Markt hat sich in zehn Jahren mehr als verdoppelt und wird laut Prognosen mit jährlichen Raten zwischen sechs und neun Prozent weiterwachsen. Viele Unternehmen sind kaum 20 Jahre im Markt, verzeichnen aber bereits hohe zwei- und dreistellige Millionenumsätze. Manche davon haben auf der LASER World of PHOTONICS ihre ersten Schritte in den Markt getan. Diese Tradition setzen wir mit unserer Start-Up Area fort. Auch für Jungingenieure und Studierende bieten wir mit dem Makeathon wieder eine Plattform, auf der sie ihre Expertise im Bereich Photonik beweisen können. Ich bin gespannt, mit welchen Ideen und Prototypen uns die Teams im Juni nächsten Jahres überraschen werden.
Spannend klang auch, was Sie anfangs zum World of Photonics Congress haben anklingen lassen. Es sind wirklich sieben Einzelkonferenzen?
Stolle: Ja. In Kooperation mit EOS, EPS, IEEE Photonics, OSA, SPIE und WLT haben wir sieben Konferenzen geplant. Neu ist die OSA-Konferenz „Imaging and Applied Optics“. Daneben stellt die „European Conference on Lasers and Electro-Optics and the European Quantum Electronics Conference” (CLEO®/Europe – EQEC) erneut Grundlagenforschungen aus Lasertechnologie und Quantenoptik in den Fokus. Industrielle Lasermaterialbearbeitung und Additive Manufacturing behandelt die WLT-Konferenz „Lasers in Manufacturing“. Daneben wird die European Optical Society (EOS) auf der „Optical Technologies“-Konferenz Trends in der Fertigung optischer Systeme und das junge Technologiefeld Optofluidik aufgreifen. Und die SPIE Europe richtet gleich zwei Einzelkonferenzen zur optischen Messtechnik und Imaging sowie zu digitalen optischen Technologien aus. Zusätzlich lädt sie gemeinsam mit der OSA zu den European Conferences on Biomedical Optics (ECBO) ein, auf der es um innovative optische Verfahren in biomedizinischen Anwendungen geht.
Da sollte für jeden etwas dabei sein. Steht bereits fest, wer die Congress Keynote halten wird?
Stolle: Wir freuen uns sehr, dass wir dafür Prof. Dr. Karsten Danzmann gewinnen konnten. Er ist Leiter des Instituts für Gravitationsphysik der Universität Hannover und Direktor des Albert-Einstein-Instituts. Natürlich wird dort Einsteins später Triumpf ein Thema: Der Nachweis jener Gravitationswellen, von deren Existenz Albert Einstein schon 1916 überzeugt war. Der Nachweis ist übrigens ebenfalls eine Erfolgsstory moderner Lasertechnologie.
Letzte Frage. Experten prophezeien der Quantentechnologie eine goldene Zukunft. Werden Messe und Kongress dieses Thema aufgreifen?
Stolle: Die Quantentechnologie ist auch dieses Mal wieder stark vertreten. Die „Vision Quantenoptik“ hat erstaunlich schnell konkrete Formen angenommen. Unter anderem wird Prof. Anton Zeilinger in einer Keynote Einblicke in die Arbeit seiner Gruppe am Wiener Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften geben. Daneben gibt es auf der European Quantum Electronics Conference weitere Vorträge zum Thema. Doch auch in den Messehallen wird Quantentechnologie eine wichtige Rolle spielen. Viele Aussteller befassen sich konkret damit. Und im Zuge unseres Rahmenprogramms auf der Messe wird ein Doppel-Panel die optische Quantentechnologie auf Anwendungen in Sensorik und Simulation sowie im Bereich Imaging und Kommunikation herunterbrechen. Wir spannen den thematischen Bogen also von der Grundlagenforschung bis zur anwendungsnahen Applikation. Ich bin sicher: Die Photonik wird uns auch in diesem Fall den Weg in die Zukunft bahnen. Wer sich ein genaueres Bild dieser Zukunft machen möchte, sollte vom 24. bis 27. Juni 2019 einen Messebesuch in München einplanen.
Bild & Text: world-of-photonics.com