Ein Mittelständler im Sauerland. Das Ende einer Fertigungslinie. Hier hebt ein Mitarbeiter wöchentlich 12,5 Tonnen Paketmasse. Das ist mehr als zwei ausgewachsene Elefanten. Was wäre, wenn das Gewicht nicht länger auf den Schultern des Werkers lasten müsste? Hunderte Betriebe in Deutschland setzen bereits auf Cobots, um ihre Belegschaft zu entlasten. Wann sich der Einsatz dieser Technologie lohnt und wie Lösungen aussehen, lesen Sie hier.
Um Mitarbeiter am Ende der Fertigungslinie oder in der Logistik zu entlasten, gibt es bereits seit Jahrzehnten herkömmliche industrielle Systeme. Da diese allerdings meist sperrig, kostspielig sowie kompliziert anzupassen sind, schrecken Betriebe vor einer Anschaffung zurück.
Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei der Automatisierung schließen kollaborierende Roboter (Cobots). Während sie Waren einheitlich platzieren und zuverlässig stapeln, schützen sie Mitarbeiter vor Verletzungen und unliebsamen Aufgaben.
Wann lohnt sich ein Cobot?
Eine Lösung mit kollaborierenden Robotern hat viele Vorteile. Besonders lohnt sie sich:
• bei wenig Platz. Wer einen Cobot einsetzen möchte, kann ihn mühelos in bestehende Produktionsumgebungen integrieren – selbst wenn es eng wird. Die Grundfläche eines Cobots beträgt maximal Ø 245 mm.
• für variable Anforderungen. Cobots können schnell für unterschiedliche Packmuster und Paketgrößen umgerüstet werden. Besonders bei schwankenden Losgrößen und variablen Produktportfolios spielen sie ihre Stärken voll aus.
• bei überschaubarem Budget. Für all jene Betriebe, die nicht gleich ein großes Investment eingehen wollen, sind Cobots eine echte Option. Sie benötigen selten teure Schutzzäune. Ihre Peripherie ist modular verfügbar. Ausgezahlt hat sich ein Cobot meist innerhalb eines Jahres.
Cobot palettiert Getreideprodukte und erhöht Absatz
Anwendungsszenarien mit Cobots am Ende der Fertigungslinie haben sich mittlerweile in nahezu jeder Branche fest etabliert. Bob’s Red Mill, ein Händler von Getreideprodukten, setzt beispielsweise auf einen UR20 Roboter.
Dank seiner 20 kg Traglast kann der Cobot zwei Kartons gleichzeitig aufnehmen und sicher abstapeln. Damit erreicht er eine Taktzeit von 7 bis 8 Paketen pro Minute. Perspektivisch möchte der Betrieb sogar 14 Pakete pro Minute erreichen. Ist die Palette ausgefüllt, platziert der Cobot ausgestattet mit einem großflächigen Vakuumgreifer von Piab ebenfalls Zwischenlagen.
Um jederzeit auf die Anlage zugreifen und Paletten abtransportieren zu können, ist das Palettiersystem an einer Front offen gestaltet. Hier sorgt ein Sicherheitsbereichsscanner dafür, dass der UR20 seine Geschwindigkeit reduziert, sobald eine Person in den Arbeitsbereich eintritt.
„Unser Ziel ist es, bis 2030 die Anzahl der Bob’s Red Mill Kunden zu verdoppeln. Automatisierung wird uns dabei unterstützen, das zu erreichen.“
Nick Chow, Leiter Technik und Fertigung bei Bob’s Red Mill
Auch beim Kommissionieren und Verpacken helfen Cobots
Besonders interessant sind Cobots auch, wenn Unternehmen Aufgaben in der Intralogistik automatisieren möchten – etwa das Verpacken oder Kommissionieren von Waren. Hier wird die Automatisierung meist mithilfe von Kamerasystem und künstlicher Intelligenz umgesetzt. Durch diese Tools meistert der Cobot die Varianz von Produkten, Formen und Ablageorten.
In seinem Fullfillment-Center nutzt DCL Logistics beispielsweise einen UR10e Cobot. Und steigerte durch ihn die Effizienz um 500 Prozent. Die Anwendung umfasst ein Förderband, das die Kartons sammelt, ausrichtet und in die korrekte Ladeposition bringt. Der Roboter nimmt alle sechs Sekunden ein Produkt auf und bringt es zu einem Scanner, dann legt er das Produkt in den Karton. Ist das Produkt fehlerhaft, platziert der Roboter es in einen Ausschussbehälter und entnimmt stattdessen das nächste Produkt. Die Anwendung kann rund um die Uhr ohne menschlichen Eingriff laufen.
„Das Robotersystem erledigt innerhalb von zwei Stunden das, wofür ein Team von fünf Mitarbeitern einen ganzen Tag benötigen würde.“
Brian Tu, Chief Revenue Officer bei DCL Logistics
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