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Ausg.Nr._23/2017
Wireless
„W
ireless“ istzwar
in aller Munde,
aber die großen
technologischen Herausforderun-
gen unserer Zeit wie Energiewen-
de, Highspeed-Internet, Industrie
4.0 oder Elektromobilität finden
ohne Kabel nicht statt. Deswegen
zählte der Cables, Coils & Hybrids
Cluster schon auf der letzten pro-
ductronica zu den Highlights der
Messe. Dieses Jahr bildet die Hal-
le A5 den Rahmen, in dem sich
Aussteller und Besucher über die
neuesten Entwicklungen und Fer-
tigungstechnologien in dem Be-
reich austauschen können.
Der aktuellen Geschäftsklimaum-
frage der VDMA Fachabteilung
Productronic zufolge erwarten die
deutschen Hersteller von Kom-
ponenten, Maschinen und Anla-
gen für die Elektronikproduktion
dieses Jahr ein Umsatzwachstum
von 10,5 Prozent und für nächstes
Jahr ein Plus von 6,8 Prozent. Da-
für sorgen neben dem weiterhin
schwachen Eurokurs die wach-
sende Nachfrage aus der Automo-
bilbranche nach Elektronik sowie
die zunehmende Digitalisierung
und Vernetzung in der Produktion
und im Konsumer-Bereich.
Auch der aktuelle Ausblick auf
den Welt-Elektromarkt verspricht
Gutes. Für das laufende Jahr so-
wie auch für 2018 geht der ZVEI
jeweils von einer vierprozentigen
Steigerung aus. Gute Nachrichten
also für Cables & Coils.
Kabel: Der direkte Draht
So bilden etwa Kabel im Verbor-
genen das Kreislaufsystem jedes
Netzwerks. Die drahtlose Konkur-
renz ist da oftmals eingeschränkt
hinsichtlich Stabilität, Datensi-
cherheit und Geschwindigkeit.
Deswegen lassen sich herkömm-
liche Leitungen zur Kommunikati-
on und Steuerung auch weiterhin
in vielen Bereichen nicht durch
„wireless“ ersetzen.
Dabei sind die Anforderungen an
die Kabel so vielfältig wie die An-
wendungen. So müssen sie nicht
nur fehlerfrei funktionieren, son-
dern ebenso hohe Ströme leiten,
Hitze vertragen, immun gegen
elektromagnetische
Störungen
und biokompatibel für medizi-
nische Zwecke sein. Oder etwa
in der Industrierobotik extre-
men mechanischen Belastungen
standhalten.
Und die Bordnetze moderner
Fahrzeuge sollen neben höchster
Zuverlässigkeit und erweiterter
Funktionalität zusätzlich güns-
tiger und leichter werden. Das
heißt für die Kabelsatzfertigung:
ein Plus an Qualität, Automati-
sierungsgrad und Produktivität.
Dazu kommt, dass fehlerhafte
Verbindungen oder Kabelbruch
spätestens bei Assistenzsyste-
men und autonomen Fahrzeugen
fatale Folgen haben können. Der
immer noch hohe manuelle Anteil
zwingt deshalb zu hocheffizienter
Fehlerprävention und Software-
gesteuerter Qualitätssicherung.
„Allgemeine“ Manufacturing Exe-
cution Systeme (MES) sind diesen
Anforderungen nicht gewachsen.
Deswegen haben Unternehmen
wie Komax, seit 30 Jahren Aus-
steller der productronica, und
DiIT ein MES entwickelt, das für
durchgängige Transparenz in al-
len Fertigungsbereichen sorgt
und exakt auf die kabelverarbei-
tende Industrie zugeschnitten ist.
Qualität durch Automatisierung
Für Qualität sorgt auch Schleuni-
ger, der letztjährige Gewinner des
productronica Innovation Awards,
mit SmartDetect. Das sensorge-
steuerte System überwacht in
Echtzeit den kompletten Abisolier-
prozess und erkennt unerwünsch-
te Berührungen des Messers mit
dem Leiter, um fehlerhafte Ab-
isolierungen automatisch auszu-
sortieren. Überhaupt steigt die
Nachfrage nach automatischen
und flexiblen Bearbeitungssys-
temen. So trennt die ShieldCut
8100 von Schleuniger als erste
Maschine Kabelabschirmungen
halbautomatisch und macht da-
mit die Verarbeitungspräzision
unabhängig vom jeweiligen Be-
diener. Auch im Schaltschrank-
bau schlummern noch eine Men-
ge Rationalisierungspotenziale.
Komax hebt sie mit dem Kabel-
automaten Zeta 630. Vollautoma-
tisch konfektioniert er komplette
Kabelsätze und senkt damit die
Verdrahtungszeit um 50 Prozent
schon ab Losgröße 1.
Steckverbinder:
Trennen und Verbinden
Kein Kabel ohne die dazugehörige
Verbindungstechnik. Und die ist
eng mit der Kabeltechnik verbun-
den und damit ebenso vom tat-
sächlichen Einsatz abhängig. So
muss beispielsweise beim Ersatz
von Kupfer durch Aluminium im
Fahrzeugbau auch die Crimptech-
nik für Steckverbinder angepasst
werden. Oder für den Einsatz in
medizintechnischen Geräten ist
üblicherweise der Eintritt von Flüs-
sigkeiten aller Art zu verhindern.
Wieder andere Anforderungen stel-
len sich an flexible Leiterplatten-
verbinder für die Automobil- und
Industrieelektronikwie sie SUMIDA
flexible connections aus Radeberg
liefert oder an die Steckverbinder
von TE Connectivity, die aus dem
Zuhause ein „Connected Home“
machen.
Wickelgüterfertigung:
Magnetfelddesign auf höchstem
Niveau
Ob Elektromotor, Transformator
oder Magnetfeldsensor – die An-
wendungen für induktive Bauele-
mente könnten unterschiedlicher
nicht sein. Und an jede werden
andere Ansprüche gestellt. So gilt
für alle elektrischen Maschinen
das Gebot: kleiner, leichter und
vor allem effizienter. Immerhin ver-
brauchen Antriebssysteme beacht-
liche 70 Prozent des industriellen
Stroms, was zunehmend zu inter-
nationalen Normen und nationalen
Gesetzen zum Zwecke der Energie-
einsparung führt. Für die Branche
bedeutet das Innovationen sowohl
bei den Isolationsmaterialien als
auch in den Prozesstechnologien.
Etwa durch gleitoptimierte Wi-
ckeldrähte, die gleichermaßen die
Effizienz von Elektromotoren als
auch deren Fertigung steigert. Spe-
zialisten auf dem Gebiet sind unter
anderen Meteor und Marsilli.
Wickelgüter finden sich aber auch
in Aktuatoren für das Dosieren,
Bewegen oder Verriegeln im
Medizinbereich. Mit dem modula-
ren Magnetbaukasten von Schlae-
ger M-Tech lässt sich zum Bei-
spiel ein individuell angepasstes
Quetschventil mit hoher Klemm-
kraft „bauen“.
Hybride Bauteile: Two in one
Kleiner, leichter, kompakter und
günstiger – das erfüllen maßge-
schneiderte Komponenten aus
der Verbindung von Metall und
Kunststoff. Sie vereinen die Vor-
teile der verschiedenen Werk-
stoffe und können so mehrere
Funktionen zugleich erfüllen. Die
Abnehmer kommen in der Haupt-
sache aus der Automobilindus-
trie, der Kommunikationsbran-
che und auch aus der Elektronik.
Eine ganze Reihe von Ausstellern
zeigt auf der productronica wie
etwa durch neuartige Verfahren
zur Hybridfertigung in einem
Arbeitsschritt
spritzgegossene
Kunststoffbauteile mit metalli-
schen Schichten versehen oder
Kunststoffkomponenten in Metall
gefügt werden.
Text & Bild:
Messe München GmbH
Messegelände
D-81823 München
Schaulaufen für Kabel, Wickelgüter
und Hybride Bauelemente
Mit Hilfe von MES lassen sich Ka-
belbäume effizienter produzieren