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Ausg.Nr._23/2017
M
oderne
Industrie-
gesellschaften sind
ohne Halbleiter nicht
denkbar. Ob Mobiltelefone,
Autos oder medizinische Ge-
räte - nahezu kein technisches
Erzeugnis kommt ohne diese
„Kernelemente“ der Elektro-
nikfertigung aus. Die produc-
tronica bildet zusammen mit
der erstmals parallel stattfin-
denden SEMICON Europa vom
14. bis 17. November 2017 auf
dem Gelände der Messe Mün-
chen den größten Mikroelek-
tronik-Event Europas.
„Das Schlimmste ist vorbei“,
lautete die Botschaft von Gart-
ner im Januar. Mitte des Jahres
sagten die Analysten dann dem
weltweiten Halbleitermarkt nach
einem mäßigen Zuwachs von 1,5
Prozent im vergangenen Jahr,
für 2017 ein deutliches Plus von
16,8 Prozent voraus. Der Um-
satz soll dabei auf über 400
Milliarden US-Dollar steigen.
Verantwortlich sind in der Haupt-
sache explodierende Preise für
Speicherbausteine.
Zusätzlich
erreicht laut IC Insights der Wert
des Halbleiteranteils in elektro-
nischen Geräten in diesem Jahr
den Rekordwert von 28,1 Pro-
zent.
Noch positiver gestaltet sich der
Markt für Halbleiterproduktions-
anlagen. Der Branchenverband
SEMI erwartet für dieses Jahr ein
weltweites Wachstum von 19,8
Prozent, auf ein Volumen von
49,4 Milliarden US-Dollar. Chi-
na mit über sechzig Prozent und
Europa mit über fünfzig Prozent
verzeichnen dabei die größten
Steigerungen. Gespeist wird der
vermehrte Bedarf an Equipment
unter anderem aus dem hohen
Innovationsdruck der Branche
und zunehmend diversifizierten
Kundenanforderungen.
Zudem ist die komplette Halblei-
terindustrie im Umbruch. Nach
gut fünf Jahrzehnten verliert der
„Moore’sche Fahrplan“, wonach
alle zwei Jahre doppelt so viele
Transistoren auf einen Mikropro-
zessor gepackt werden, allmäh-
lich seine Gültigkeit. Die Physik
spielt nicht mehr mit, die Halb-
leiterwerke (Fabs) für die nächs-
ten
Chip-Generationen
sind
kaum mehr zu bezahlen, und für
immer weniger Chips macht es
Sinn dem moore’schen Gesetz zu
folgen. So liegt etwa in mobilen
Geräten der Fokus abseits von
reiner Rechenleistung auf Kon-
nektivität und Energiemanage-
ment.
Ein Zeichen für den Wandel ist
die Konsolidierung der Branche.
Seit ein paar Jahren jagt ein Mil-
liarden-Deal den nächsten. Die
Halbleiterhersteller reduzieren
so ihre Kosten und erhöhen die
Profitabilität, verbreitern aber
auch ihr Produktportfolio. Denn
Unternehmen die bisher haupt-
sächlich den mittlerweile ge-
sättigten PC- und Smartphone-
Markt adressiert hatten, müssen
zunehmend Wachstumssegmen-
te wie das Internet der Dinge
(IoT),
Industrieanwendungen,
Automotive oder die Datenspei-
cherung bedienen. Und das bei
immer kürzeren Zyklen.
Innovation ist Pflicht
Denn die Megatrends Energie-
Effizienz, Mobilität und Kon-
nektivität fordern laufend neue
Lösungen. Und speziell das so-
genannte Internet der Dinge, in
dem bald Milliarden vernetzter
Geräte miteinander kommunizie-
ren werden, hat die Geschwin-
digkeit noch einmal erhöht. So
entscheidet neben dem Preis
und neuen Features vor allem
„Time-to-Market“ über den Er-
folg eines Produktes. Da wundert
es nicht, dass die Halbleiterbran-
che zu den am meisten von Inno-
vationen getriebenen Branchen
gehört.
Die Folge: Hohe Investitionen
in Forschung und Entwicklung.
Staatliche Unterstützung und
weitreichende
Kooperationen
federn hier zumindest einen Teil
der Kosten ab.
So haben sich erst vor kurzem elf
Institute des Fraunhofer-Verbun-
des Mikroelektronik (Halle B2
Stand 317) und zwei Institute der
Leibniz-Gemeinschaft zur „For-
schungsfabrik Mikroelektronik
Deutschland“ (FMD) zusammen-
geschlossen. Damit soll Kunden
aus der Großindustrie, kleinen
und mittleren Unternehmen so-
wie Universitäten die gesamte
Wertschöpfungskette für die Mi-
kro- und Nanoelektronik aus ei-
ner Hand angeboten werden. Für
Anlagen und Geräte erhalten die
dreizehn beteiligten Forschungs-
einrichtungen insgesamt rund
350 Millionen Euro vom Bundes-
ministerium für Bildung und For-
schung (BMBF).
Ein weiteres wichtiges Indust-
rie-Netzwerk für die Mikroelek-
tronik ist mit Silicon Saxony
(Halle B1 Stand 416) auf der
SEMICON Europa vertreten. Der
Gemeinschaftsstand
bündelt
eine ganze Reihe von Unterneh-
men, Forschungsinstituten und
Universitäten, die spezifische
Anwendungsgebiete der Halb-
leitertechnologie wie Automoti-
ve, Internet der Dinge (IoT), 3D-
Packaging und Hybridelektronik
zeigen.
Virtuelle Schleuse für reine
Räume
Solche Hightech-Produkte stel-
len hohe Anforderungen an
die
Fertigungsbedingungen.
SEMICON Europa
SEMICON Europa, 2017 erstmals parallel zur productronica in München
Volles Programm für Halbleiter