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Ausg.Nr._07/2017
Fraunhofer-Allianz Vision
D
as
Fraunhofer-Institut
für Optronik, System-
technik und Bildverar-
beitung IOSB, Karlsruhe, stellt
ein System für die Inspektion
spiegelnd reflektierender Ober-
flächen auf Basis der Deflekto-
metrie vor. Dieses eignet sich
für die Prüfung von Testteilen
von bis zu 30 x 10 cm², wobei
die Größe der prüfbaren Teile
mit der Größe des Messaufbau
skaliert.
Das deflektometrische Verfahren
bildet das Fehlerempfinden des
menschlichen Auges für spiegeln-
de Oberflächen auf hervorragen-
de Weise nach, einfach weil ein
ähnliches physikalisches Prinzip
zum Einsatz kommt: insbesonde-
re die lokale Verzerrung einer re-
gelmäßigen Referenzstruktur gibt
Aufschluss über Oberflächenfeh-
ler. Diese werden durch den Men-
schen schnell erkannt, aber nur
subjektiv bewertet. Das vorge-
stellte Messverfahren ermöglicht
eine Empfindlichkeit, die deutlich
über derjenigen des mensch-
lichen Auges liegt, und bietet
durch reproduzierbare Messun-
gen der Oberflächenkrümmung
gleichzeitig ein objektivierbares
Qualitätskriterium.
Es können alle Arten von topogra-
phisch ausgeprägten Defekten,
wie Pickel, Dellen, Welligkeiten,
Orangenhautmerkmale oder Ver-
züge detektiert und messtech-
nisch erfasst werden.
Inspektion spiegelnder Oberflächen mit
Deflektometrie
l: Prinzip der Deflektometrie | r: Darstellung von Oberflächendefekten
© Fotos Fraunhofer IOSB
D
ie technische Entwick-
lung einer Vielzahl von
Geräten (z.B. Smartpho-
nes, Automobiltechnik, Medizin-
technik) schreitet rasant voran.
Der Begriff Industrie 4.0wird zum
Schlagwort eines revolutionären
Wandels in der Produktions-
technik und macht einen grund-
legenden Wandel bisheriger
Interaktionen zwischen Mensch
und Maschine erforderlich. Der
Umgang des Menschen mit Ma-
schinen soll natürlich werden,
sicher, interaktiv und effizient.
Damit einher geht die Entwick-
lung einer neuen Generation von
leistungsstarken, interaktiven
und photonischen Sensorprinzi-
pien, die vor allemohne Irritation
durch unnatürliche Beleuchtung
Szenen oder Personen latenzfrei
erfassen müssen.
Das Fraunhofer-Institut für Ange-
wandte Optik und Feinmechanik
IOF in Jena hat einen neuen 3D-
Sensor entwickelt, der auf schnel-
ler Projektion und Detektion von
Mustern bei einer Wellenlänge
von 850 nm basiert. Durch den
Übergang vom sichtbaren Spekt-
ralbereich zum für den Menschen
nicht wahrnehmbaren nahen In-
frarot (NIR) erfolgt die Messung
komplett irritationsfrei. Zudem
werden mit Hilfe einer zusätz-
lichen RGB-Kamera parallel zur
3D-Messung Farbinformationen
gewonnen.
Der neue 3D-NIR-Sensor kann da-
her beispielsweise zur Erfassung
der Körperhaltung, Gestik oder
Mimik für die Mensch-Maschine-
Interaktion eingesetzt werden.
Weitere attraktive Anwendungs-
szenarien sind interaktive Trai-
ningssysteme,
Fahrzeuginnen-
raumüberwachung, Sicherheits-
technik im öffentlichen Raum so-
wie Bewegungsanalysen am Men-
schen (Kinesiologie).
Zur irritationsfreien, dreidimen-
sionalen Erfassung schneller,
dynamischer Szenen besitzt der
neue Sensor einen NIR-GOBO-
Projektor als Projektionssystem.
Dabei wird eine Abfolge be-
stimmter Muster auf die Person
projiziert und von einem Ste-
reokamerasystem beobachtet.
Durch Korrelation der Kamera-
bilder und anschließende Trian-
gulation können hochgenaue 3D-
Punktewolken generiert werden.
Die Sensorgröße beträgt ca. 300
x 190 x 100 mm3 und ermöglicht
entsprechend der Optik einen
variablen Arbeitsabstand sowie
eine Messfeldgröße >500 x 500
mm2. Aktuell werden Live-Mes-
sungen mit 36 Hz 3D-Rate und
zusätzlicher Farbinformation er-
reicht.
Text & Bild:
Fraunhofer-Allianz Vision
Flugplatzstraße 75
D-90768 Fürth
Live-Messung mit 36 Hz 3D-Rate
© Foto Fraunhofer IOF
Irritationsfreie GOBO-Projektion für die schnelle
Echtzeit-3D-Bildaufnahme
Sensorkopf des 3D-NIR-Scanners, © Foto Fraunhofer IOF
Farbinformation
© Foto Fraunhofer IOF