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Ausg.Nr._18/2017

PSA-Markt

Architektur oder Einzelkunstwer-

ken bis hin zu Wartungsarbeiten

bei Erdölplattformen in Offshore-

Gebieten oder Windkraftanla-

gen an Land, so beschreibt der

Fach- und Interessenverband für

Seilunterstütze Arbeitstechniken

FISAT die Entstehung der Seilzu-

gangstechnik. Dazu heißt es wei-

ter: „In Deutschland rückte die

Seilzugangstechnik ins Bewusst-

sein der Menschen, als 1995

der Berliner Reichstag verhüllt

wurde: Über einhundert Höhen-

arbeiter haben damals das Kon-

zept des Künstlerpaares Christo

und Jeanne-Claude Realität wer-

den lassen. Eigentlich war das

Arbeiten am Seil in Deutschland

damals nicht erlaubt, aber nach

langen Verhandlungen hat die

Bau-Berufsgenossenschaft

für

das Kunst-Projekt eine Sonderge-

nehmigung erteilt.“

Neben den typischen Bereichen

für Anseilschutz hat sich in den

vergangenen zehn bis 15 Jahren

ein spezieller Anwenderkreis stark

entwickelt: die Höhenarbeiter

bzw. Industriekletterer. In einem

Gurt am Seil hängend werden

einfache Tätigkeiten wie Inspekti-

onen, Reinigung und leichte Mon-

tagetätigkeiten zeitlich begrenzt

durchgeführt. Das ist besonders

geeignet an schwer zugänglichen

Stellen von Fassaden oder Maschi-

nen. Diese sehr riskant aussehen-

de Arbeitsweise „am Seil“ ist sehr

sicher und weißt laut IRATA und

FISAT eine ausgezeichnete Unfall-

statistik auf. Neben dem stets mit

dem Körpergewicht belasteten

Arbeitsseil ist der Höhenarbeiter

durch ein unabhängiges zweites

Sicherungsseil gesichert.

Spezielle Entwicklungen für

unterschiedliche Branchen

Absturzsicherungen bestehen in

der Regel aus der individuellen

PSA mit Gurten und Seilen und

aus einem kollektiven Schutz

wie Gerüsten oder Schutznetzen.

Oftmals kann kollektiver Schutz

nicht aufgebaut werden. Daher

ist ein maßgeschneiderter An-

seilschutz und professioneller

Umgang hiermit unumgänglich.

Als Fachfirmen haben sich global

agierende Hi-Tech-Unternehmen

wie die A+A-Aussteller 3M, MSA

und Honeywell auch im Bereich

Anseilschutz etabliert. Neben den

Sicherheitskonzernen finden sich

auf der Weltleitmesse für Persön-

lichen Schutz, betriebliche Sicher-

heit und Gesundheit bei der Arbeit

viele weitere mittelständische,

oftmals familiengeführte Fachun-

ternehmen wie Edelrid, Bornack,

Ikar, Mittelmann, MAS und Zarges

mit Leitern. Edelrid beispielsweise

ist neben Windparks besonders

in der Arboristik-Branche vertre-

ten: „Das ist ein stark wachsender

Markt, denn es wird verschärft da-

rauf geachtet, dass Bäume sicher

sind“, sagt Hirschfelder.

Die Funktionstüchtigkeit von PSA-

Produkten muss regelmäßig über-

prüft werden. Verschleiß geschieht

nicht nur über die allgemeine

Nutzung, sondern auch über die

Umwelteinflüsse. Das können

Laugen und Säuren sein, Funken

oder Sonneneinstrahlung. Sie ver-

ändern die Materialeigenschaften

und deshalb muss der Ist-Zustand

der PSA in regelmäßigen Abstän-

den geprüft und bewertet werden.

Durch sachgemäße Lagerung kann

die Lebensdauer von PSA auf je-

den Fall positiv beeinflusst wer-

den. Kunststoffe beispielsweise

sollten in trockenen Räumen bei

normaler Temperatur aufbewahrt

werden. Man sollte sie vor UV-

Strahlen schützen. Die Berufsge-

nossenschaften geben aufgrund

der bisherigen Erfahrungen für

Gurtbänder von Auffang- und Ret-

tungsgurten eine Gebrauchsdauer

von sechs bis acht Jahren an. Für

Gurtbänder und Seile beträgt die

Empfehlung vier bis sechs Jahre.

Ist es zu einem Unfall gekommen,

muss die Ausrüstung komplett

ausgewechselt werden.

Risiko Hängetrauma

Die Verordnung EU 2017/425

verlangt, Gefahren nach einem

aufgefangenen Absturz weiter

zu reduzieren, um u.a. ein Hän-

getrauma zu vermeiden. Die PSA

muss sicherstellen, dass der Nut-

zer nach dem Sturz in einer Lage

halten wird, in der er die Rettung

abwarten kann. Denn ein länge-

res, bewegungsloses Hängen be-

hindert und/oder unterbricht den

Rückstrom des Blutes aus den

Beinen. Das kann zu einem Hän-

getrauma führen, einem Kreislauf-

Schock mit schwerwiegenden bis

tödlichen Folgen. Untersuchungen

der Universität Frankfurt haben

ergeben, dass die Dauer, die eine

Person frei hängend in einem Auf-

fanggurt unbeschadet überstehen

kann, im Prinzip nur eine halbe

Stunde beträgt. Um den zeitlichen

Druck etwas zu entschärfen, wer-

den Auffanggurte mit Venenpols-

tern angeboten. Diese Distanz-

polster an den Beinschlaufen im

Bereich der Vene bilden praktisch

eine Brücke, durch die das Ab-

klemmen verhindert wird. Alterna-

tiv können aber auch aufgerollte

Trittschlingen an einem Gurt ange-

bracht werden, in die man sich bei

einem Fall einfach stellen kann,

um so ein Hängetrauma zu vermei-

den. „Trotz der wachsenden Zahl

der Höhenarbeitsplätze, die ja per

se risikoreich sind, kommt es nur

vereinzelt zu Unfällen“, so die Er-

fahrung von Bornack. Die Anbieter

von Absturzsicherungen beschei-

nigen ihnen allesamt eine große

Nachhaltigkeit, was die Fallschutz-

Sicherheit für die Mitarbeiter an-

geht. „Zusammen mit dem Arbeit-

geber setzten wir alles daran, dass

die Höhenarbeiter gesund zu ihren

Familien heimkehren“, resümie-

ren die Anbieter unisono.

Text & Bild:

Messe Düsseldorf GmbH

Postfach 10 10 06

D-40001 Düsseldorf

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