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Ausg.Nr._18/2017
Prävention
M
itarbeiter, die lange
für den Job fit blei-
ben und nicht Gefahr
laufen, eine Berufskrankheit zu
entwickeln – das ist das Ziel der
Vielzahl von Präventionsange-
boten im Themenbereich „Cor-
porate Health“ der A+A 2017 in
Düsseldorf. Die international
führende Fachmesse mit ihrem
Kongress für Sicherheit und Ge-
sundheit bei der Arbeit findet
vom 17. bis 20. Oktober 2017 zum
35. Mal statt. In mehr als 50 Ver-
anstaltungsreihen des Kongres-
ses referieren 350 hochrangige
Experten aus Politik, Forschung
und Praxis des Arbeits- und Ge-
sundheitsschutzes.
„Der Arbeitsschutz wird vor allem
auch im Zusammenhang mit dem
neuen Digitalisierungsschub dis-
kutiert“, sagt Bruno Zwingmann,
Geschäftsführer der Bundesar-
beitsgemeinschaft für Sicherheit
und Gesundheit bei der Arbeit
(Basi). Die Basi ist die Veranstal-
terin des Kongresses auf der A+A.
Dort werden die Fehltage erkrank-
ter oder durch Unfälle beeinträch-
tigter Arbeitnehmer auch unter
wirtschaftlichen
Gesichtspunk-
ten betrachtet. Denn die Bun-
desanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin (BAuA) hat fest-
gestellt, dass sich aus der durch-
schnittlichen Arbeitsunfähigkeit
von 15,2 Tagen je Arbeitnehmerin
und Arbeitnehmer im Jahr 2015
insgesamt 587,4 Millionen Ar-
beitsunfähigkeitstage ergeben.
So entstehen laut BAuA Produk-
tionsausfälle von insgesamt 64
Milliarden Euro bzw. ein Ausfall
an Bruttowertschöpfung von 113
Milliarden Euro.
Präventionskultur – wenn
Führungskräfte umdenken
Dagegen kann eine gesundheits-
fördernde Unternehmenskultur
viel ausrichten – das ist die Über-
zeugung von Professor Bernhard
Zimolong,
Ehrenvorstand
im
Fachverband Psychologie für Ar-
beitssicherheit und Gesundheit
(PASiG). „Eine solche Präventi-
onskultur entsteht mit Unterstüt-
zung der Führungskräfte in den
Köpfen der Mitarbeiter. Sie lässt
sich in jeder Branche unabhängig
von der Technik realisieren“, sagt
Professor Zimolong. Auf diese
Weise ist es nach seinen Worten
möglich geworden, die Unfallzah-
len drastisch zu reduzieren – „es
war lange nicht vorstellbar, auch
in Branchen mit schwerer kör-
perlicher Arbeit auf unter zehn
Unfälle pro eine Million Arbeits-
stunden zu kommen“. Eine gute
Strategie zur Vermeidung von
Unfällen, die gemeinsam mit den
Führungskräften entwickelt wer-
den muss, habe nicht in erster
Linie im Blick, wer am Geschehen
die Schuld trage. „Stattdessen
geht es darum, welche Lehren
sich aus einem Unfall ziehen las-
sen. Es wird hinterfragt, wie die
Arbeitsabläufe aussehen, ob sich
die Führungskräfte genügend
eingesetzt haben und ob Regeln
verletzt wurden. Gemeinsam mit
den Mitarbeitern überlegt man,
wie derartige Situationen künftig
ausgeschlossen werden können“,
erklärt Professor Zimolong. Die-
ses Umdenken in Richtung einer
positiven Fehlerkultur, die nicht
darauf ziele, einem Individuum
die Verantwortung zuzuschrei-
ben, ist nach seiner Überzeugung
ein entscheidender Schritt. „Die-
se Kultur kann sich jedoch nur
entwickeln, wenn das Manage-
ment dahinter steht.“
Eine veränderte Einstellung ge-
genüber dem Thema Gesundheit
innerhalb des Betriebs kann aus
seiner Sicht auch dazu beitragen,
wirksam etwas gegen Rücken-
schmerzen oder Stress-Probleme
von Mitarbeitern zu unterneh-
men: „Auch heute noch wird die
Gesundheit vielfach als Privatsa-
che angesehen. Dass aber zum
Beispiel Rückenschmerzen, die
ein besonders häufiger Grund für
Krankmeldungen sind, durch eine
Veränderung von Arbeitsabläu-
fen, Führungs- und Gesundheits-
aktivitäten der Mitarbeiter inner-
halb des Jobs positiv beeinflusst
werden können, ist inzwischen
häufig durch Untersuchungen
belegt worden.“ Das Ziel, durch
Prävention von Rückenschmer-
zen weniger Krankmeldungen zu
erreichen, haben die Mitarbeiter
von neun Finanzämtern innerhalb
von zwei Jahren erreicht.
PsychosomatischeSprechstunde –
damit Stress nicht krank macht
Lange wurde in der Arbeitswelt
die Frage vernachlässigt, wie
viele Mitarbeiter am Arbeitsplatz
unter Stress, Ängsten, Depressi-
onen und anderen psychischen
Problemen leiden. Doch die Zah-
len sprechen eine andere Spra-
che: „Man schätzt, dass inner-
halb eines Jahres fast jeder dritte
Erwachsene in Deutschland unter
irgendeiner Art von psychischen
Problemen leidet. Diese zei-
gen sich sehr unterschiedlich –
schließlich fühlt sich jeder ab und
zu gestresst, niedergeschlagen
oder verunsichert. Je früher aber
die Warnsignale des Körpers und
der Seele wie z.B. Rücken- oder
Bauchschmerzen, Schlafstörun-
gen oder Erschöpfungszustände
wahr- und ernstgenommen wer-
den, desto günstiger sind die
Therapiemöglichkeiten und damit
die langfristige Arbeits- und Leis-
tungsfähigkeit der Mitarbeiter
und Führungskräfte“, sagt Hilde
Lindlohr, Arbeits- und Allgemein-
medizinerin, Betriebsärztin der
Uniklinik Köln mit Weiterbildun-
gen u. a. in Psychotherapie und
systemischer Therapie und Bera-
tung.
Auf der A+A 2017 stellt die Bun-
desanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin (BAuA) ein For-
Corporate Health: Fit für den Job
Erkrankungen vermeiden – Gesundheit fördern